Der Pranger in Cidade Velha
Symbol des Sklavenhandels auf den Kapverden
Santiago, Kapverden: Die ehemalige Hauptstadt der Kapverden, Cidade Velha ist der geschichtsträchtigste Ort der Kapverden und das ehemalige Zentrum des transatlantischen Sklavenhandels. Noch heute erinnert der Pranger von Cidade Velha an dieses dunkle Kapitel der Geschichte.
1462 wurde Cidade Velha (früher Ribeira Grande, seit 2005 offiziell [wieder] Ribeira Grande de Santiago) als erste portugiesische Siedlung auf den Kapverden errichtet und war damit auch die erste ständige europäische Ansiedlung in den Tropen. 1466 erhielt der Ort das königliche Monopol auf den Sklavenhandel und gewann danach rasch an Bedeutung. Sklaven aus Guinea-Bissau und aus Sierra Leone wurden von hier aus nach Brasilien und in die Karibik verschifft. Das Tal von Ribeira Grande diente dafür als natürliches Gefängnis. In der Kirche von Cidade Velha wurden die Sklaven getauft, um dadurch höhere Preise erzielen zu können. Der Vorteil der Sklavenmärkte auf den Kapverden war die verkürzte Überfahrt nach Amerika. Bei der Überfahrt starben normalerweise sehr viele Sklaven. Ausserdem bekamen die Sklaven auf den Kapverden eine gewisse "Ausbildung" und lernten auch etwas portugiesisch. Die amerikanischen Sklavenhändler konnte durch den Sklavenmarkt in Cidade Velha auch vermeiden, direkt nach Afrika fahren zu müssen, was zu dieser Zeit noch als sehr riskant galt. Cidade Velha wurde durch den Sklavenhandel reich und war zu dieser Zeit die wichtigste europäische Stadt in den Tropen. Aber durch sich häufende Piratenüberfälle, Kriege in Europa, die zum einem Rückgang des Welthandels führten und die Konkurrenz auf dem Sklavenmarkt setzte ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Während der napoleonischen Kriege wurde 1815 der Sklavenhandel auf der nördlichen Halbkugel verboten. Doch auf den Kapverden dauerte es noch bis 1878 bis die Sklaverei endgültig beendet wurde. Dazu beigetragen hat auch ein Sklavenaufstand im Jahr 1853, der allerdings noch blutig niedergeschlagen wurde.
Der Pranger in Cidade Velha, auf portugiesisch Pelourinho de Cidade Velha, wurde 1512 errichtet und steht auf dem Platz an dem der historische Sklavenmarkt betrieben wurde. 1712 wurde er während der Kaperfahrt des französischen Freibeuters Jacques Cassard völlig zerstört. Erst Mitte des Zwanzigsten Jahrhunderts wurde der Pranger in Cidade Velha wieder restauriert. Die Basis des Prangers ist aus Marmor, während der Rest aus Granit erbaut wurde. Stilistisch gesehen ist der Pranger in Cidade Velha eine Mischung aus Kolonialstil und Manuelistik. Auf der Spitze des Prangers thront ein Kreuz und erinnert damit an die Rolle der Kirche am Sklavenhandel. Heute gehört der Pranger in Cidade Velha als Teil des historischen Zentrums des Ortes zum UNESCO-Weltkulturerbe.
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