Kapverden - Die Inseln der Musik
Nicht nur Morna und Batuque - Kapverden Musik
Die Musik der Kapverdischen Inseln ist geprägt vom Einfluss mehrerer Kulturen und Rhythmen: Batuku ist afrikanischen Ursprungs, Morna hat eher portugiesische Wurzeln, Funaná hat ebenfalls Einflüsse aus Portugal. Einige Musikstile sind stark von brasilianischer Musik beeinflusst.
Ein Beitrag von Gudrun Wippel |
Kapverdische Nächte sind lang
Kapverden: die kapverdischen Inseln sind berühmt für Ihre Musik. Durch Einflüsse aus Europa, Afrika und Brasilien entstanden dort fast ein dutzend eigenständiger Musikstile. Jede Insel hat dabei ihren eigenen Sound. Gegenstände des Alltags wie Eisen, Plastik, Glassflaschen und Dosen werden ebenso als Instrumente benutzt wie natürliche Materialien wie Holz, Muscheln und Kürbisse. Der bekannteste Musikstil der Inseln ist die Mourna, der von der berühmtesten Sängerin der Kapverden, Cesaria Evora, auf der ganzen Welt verbreitet wurde.
Die Musikstile der Kapverden
Die Inseln der Kapverden sind zum Leben eigentlich zu karg und trocken – und gleichermaßen sehr lebensfroh. Die Lebendigkeit bringen die Menschen auf die Kapverden, die ihre Wurzeln in Afrika und in Portugal haben. Lebensfreude und Sehnsucht drücken sie in einer reichen Vielfalt an Musik aus, die sich zum Teil aus den Musikstilen aus Afrika und Portugal auf den Kapverden entwickelten – denn so besonders wie das Leben auf den Inseln im Atlantik so einzigartig ist auch die Musik. So ist die Geschichte der Musik der Kapverden eigentlich die Geschichte der Einwohner der Kapverden.
Die portugiesische Kolonisierung und die Verschleppung afrikanischer Menschen für den Sklavenhandel auf die Kapverden im 15. Jahrhundert machten den Anfang für die Besiedelung der Kapverdischen Inseln. Auf den Inseln ohne ursprüngliche Population verschmolzen verschiedene Kulturen, aus denen sich die kreolische Kultur entwickelte. Hinzu kamen die Auswirkungen der Emigration: Schon immer herrschte ein reger Austausch zum Festland und Menschen emigrierten zum Beispiel zur westafrikanischen Küste oder auf den amerikanischen Kontinent, vor allem nach Brasilien.
So kamen die verschiedensten Musikstile und -Einflüsse auf die Kapverden. Bei den Menschen der Kapverden hat sich ein ganz eigenes Gefühl von Sehnsucht entwickelt. Die so genannte „Saudade“, die auch aus dem Portugiesischen Fado bekannt ist, zieht sich wie ein Leitmotiv durch die Literatur und Musik der Inseln. Diese Empfindung zwischen Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit, Nostalgie, und dem Vermissen der Heimat ist quasi allgegenwärtig.
Auf den Kapverden spielt die Musik eine große Rolle und wird überall auch in Kneipen und Lokalen gespielt, abends wird gesungen und getanzt.
Batuko oder Batuque
Auf den Kapverden geboren, stammt der Batuko aus Santiago und ist ein Ritual-Tanz mit starkem afrikanischem Einfluss. Es ist der älteste Musikstil der Kapverden. Als Tanz folgt er einem genauen Ritual. Früher die Batuque eine tiefe soziale Bedeutung. Es wurde an heiligen Tagen, bei bestimmten zeremoniellen Anlässen, bei Festen, vor und während der Hochzeiten aufgeführt.
Heute hat die Batuque ihre ursprüngliche Bedeutung verloren. Sie wurde in eine Bühnenperformance verwandelt, wird bei Partys oder von einigen Gruppen als Beispiel für kapverdische Folklore aufgeführt.
Finacon
Auf den Batuko-Rhythmus trägt ein Solist die Neuigkeiten, Zitate, Philosophien, Ansichten sowie Ereignisse und Veranstaltungen vor.
Funaná
Ein diatonisches Akkordeon und ein flacher geriffelten Eisenstab, der mit einem Messer gerieben wird erzeugen die Klänge für den Funaná. Diese auf Santiago entstandene sehr schnelle Musikrichtung hat die Kraft hat mit Energie und Ergriffenheit Menschen in Trance zu versetzen. In der Kolonialzeit war die Aufführung dieser Musikrichtung auf öffentlichen Plätzen verboten, denn man fürchtete ihre Macht - auch dadurch, dass in den Texten Kritik am System verbreitet werden könnte. Der Funaná verschwand nie ganz und erblühte mit der Unabhängigkeit von Portugal wieder.
Morna
Die Morna hört man auf den Kapverden überall. Auf Sao Vicente entstanden ist sie heute sehr weit verbreitet. Morna drückt am meisten die Saudade aus, die Sehnsucht und Melancholie der Kapverden. Oft wird sie mit dem portugiesischen Fado verglichen, mit den typischen langsamen Rhythmen und Tönen in Moll. Die Königin der Morna, Cesaria Evora, machte die Morna weltberühmt.
Coladeira
Die Coladeira hat sich aus der Morna entwickelt, ist aber viel rhythmischer und tanzbarer. Die Texte sind lustig, humorvoll und sarkastisch. Einflüsse aus der Karibik und durch brasilianische Samba machen die Coladeiraklänge aus.
Cola
Erdfruchtbarkeits-Ritual mit sehr variantenreicher Musik mit Trommeln und Pfeifen. Das Ritual findet jedes Jahr im Juni statt.
Tabanka
Festival im Mai - mit afrikanischem Ursprung. Traditionell wird mit Seemuscheln und Trommeln gespielt. Das Fest steht für die Versammlung von Gemeinschaften zur Ehrung der Vorfahren.
Die Teilnehmer kleiden sich bunt und regen die Menge durch Gesang, Klatschen und Tanzen an.
Jede Tabanka hat auch einen König, den "Rei Di Tanka", der oft ganz in weisser Uniform gekleidet seiner Tabanka vorangeht und das Emblem der Versammlung trägt.
Die Muscheln dienten zu Zeiten der Sklaverei als Kommunikationsmittel unter den Sklaven, die Trommeln sind symbolisch für die Spache "aller Menschen unter einem Gott mit einem Schicksal". Der Tabanka ist sogar ein Museum auf Santiago gewidmet.