Guimaraes – Wo Portugal geboren wurde
Geschichtsträchtiges Guimaraes
In Portugal kennt Guimaraes jedes Schulkind. Denn in der Stadt, etwa 50 Kilometer nordöstlich von Porto und 25 Kilometer südöstlich von Braga, wurde einst der erste König des Landes geboren. Und dieser machte Guimaraes zur ersten Hauptstadt seines Königreiches.
Ein Beitrag von Joao de Espinosa |
Durchgängig besiedelt ist die Region von Guimaraes schon seit der Kupfersteinzeit. Der erste Graf von Portucale, Heinrich von Burgund, verlieh Guimaraes vermutlich 1096 das Stadtrecht und machte es zur Hauptstadt seiner Grafschaft. Dort wurde dann auch sein Sohn Alfons geboren. Nach dessen Sieg über die Mauren in der Schlacht von Ourique im Jahr 1139 löste sich dieser aus der Lehensabhängigkeit von König Alfons VII. von Kastilien-Leon und rief sich als Dom Afonso I., in Portugal besser bekannt als Dom Afonso Henriques („König Alfons, Sohn des Heinrich“), zum ersten König von Portugal aus und ernannte Guimaraes zu seiner Hauptstadt. 1143 erkannte Kastilien die portugiesische Unabhängigkeit an. Im selben Jahr verlegte Dom Afonso I. dann seine Hauptstadt von Guimaraes nach Coimbra.
In Erinnerung an die Gründung des Königreiches Portugal steht noch heute an der Stadtmauer in Guimaraes geschrieben „Aqui nasceu Portugal“ (Hier wurde Portugal geboren). Aus dieser Glanzzeit der Stadt sind heute noch zahlreiche Kirchen, Festungsanlagen und Paläste zu besichtigen und so verwundert es auch nicht, dass die UNESCO die Altstadt von Guimaraes 2001 zum Weltkulturerbe ernannt hat. 2012 war Guimaraes zusammen mit dem slowenischen Maribor europäische Kulturhauptstadt.
Aufgrund der langen und ereignisreichen Geschichte der Stadt gibt es in Guimaraes zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten. Allen voran natürlich die alte romanische Burg aus der Mitte des 10. Jahrhunderts in der König Dom Afonso I. geboren worden sein soll. Die Burganlage gilt als eine der besterhaltenen romanischen Festungen in ganz Portugal und kann täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt kostet für Erwachsene gerade einmal 2 €. Ganz in der Nähe der Burg steht die Capela Sao Miguel do Castelo, in der Dom Afonso I. im Jahr 1111 getauft wurde. Ebenso in nächster Nähe befindet sich der Paco dos Duques de Braganca (der Palast des Herzogs von Braganza) aus dem 15. Jahrhundert. Auch der Palast kann beichtigt werden. Er ist täglich von 9:30 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 € pro Erwachsenem. Neben weiteren Kirchen, Klöstern und Palästen ist die bedeutendste Sehenswürdigkeit Guimaraes aber die liebevoll restaurierte Altstadt. Um sie zu erkunden, sollten Sie unbedingt der ältesten Straße der Stadt, der Rua de Santa Maria, folgen. Diese führt vom Burg- und Palastensemble zum zentralen Platz Guimaraes, dem Largo da Oliveira. Dieser Weg gilt als die schönste Art um Guimaraes kennenzulernen.
Von den Museen der Stadt sind vor allem das Museu Alberto Sampaio (für Sakrale Kunst), das Museu de Arte Primitiva Moderna (für moderne naive Kunst) und das Museu da Socidedade Martins Sarmento (für Archäologie) zu empfehlen. Wer es etwas moderner mag, dem sei das Kulturzentrum Plataforma das Artes empfohlen, das neben seiner avantgardistischen Architektur mit den Werken eines der wichtigsten zeitgenössischen portugiesischen Künstlers, Jose Maria Fernandes Marques, besser bekannt unter seinem Pseudonym, Jose de Guimaraes, auftrumpft.
Guimaraes - Feste feiern und gute Küche genießen
Wer vom Besuch der vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten Guimaraes erschöpft ist, findet in den Gassen der Altstadt unzählige Cafes, Restaurants und Bars zur Erholung. Die örtliche Küche kann auf die reiche Tradition der historischen Region Minho zurückgreifen. Von hier kommen etwa das portugiesische Nationalgericht Caldo Verde, eine einfache, aber sehr leckere Kartoffelsuppe und der Vinho Verde. Guimaraes ist außerdem berühmt für sein feines Gebäck, wie den Tortas de Guimaraes, die aus Blätterteig mit Kürbis-Konfitüre, Eiern und Mandeln hergestellt werden oder dem „himmlischen Speck“ (Toucinho do ceu), der nur aus Eigelb und Zucker gemacht wird.
Die gute Küche lässt schon erahnen, dass in der Region auch gerne und oft gefeiert wird. Und so vergeht in Guimaraes und Umgebung auch kaum ein Wochenende ohne Feierlichkeiten. Besonders erwähnenswert sind das Stadtfest, Festas Gualterianas, das immer am ersten Augustwochenende stattfindet. Die Stadt wird dazu feierlich geschmückt und es gibt Konzert fast aller Musikrichtungen. Höhepunkt ist aber der Umzug der Stadtbewohner zum Abschluss der Festes mit selbst gebastelten Puppen, Festwagen und Kostümen. Und die Nicolinas, das Fest der Studenten zu Ehren des Heiligen Nikolaus. Dieses findet jedes Jahr vom 29. November bis zum 7. Dezember statt und endet ebenfalls mit einem Umzug. Dabei spielen die Teilnehmer die „Toques Nicolinos“ (Nikolausklänge) mit ihren Trommeln und Blasinstrumenten. Das bereits seit 1664 gefeierte Fest ist inzwischen im Gespräch um von der UNESCO in die Liste des immateriellen Kulturerbe aufgenommen zu werden.
Durch die Universität in der Stadt hat Guimaraes auch eine junge und ausgehfreudige Bevölkerungsgruppe, so dass es auch ein attraktives Nachtleben gibt. Viele der sehr beliebten und zahlreichen Bars, die oftmals sehr klein sind und deshalb auch immer die angrenzenden Straßen und Gassen mitnutzen, finden Sie im historischen Zentrum zwischen dem Largo da Oliveira und dem Praça de Santiago. Immer freitags und samstags verwandelt sich das Kunst- und Kulturzentrum Sao Mamede in den Clube 0, in dem Sie auf der Bühne des alten Kinos zu elektronischer Musik tanzen können. Wer dagegen handgemachte Rockmusik bevorzugt, findet seit über 20 Jahre im El Rock genau das Richtige.
Unser Guimaraes Hotel Tipp: Wohnen Sie stilvoll in der Pousada de Guimaraes. Die Pousada ist in einem historischen Kloster untergebracht und liegt nur wenige Gehminuten vom Zentrum von Guimaraes entfernt.