Geotourismus auf den Azoren
Eine Reise in die Erdgeschichte
Die Inselgruppe der Azoren ist vulkanischem Ursprungs. Insgesamt 1766 Vulkane, von denen neun noch leicht aktiv sind, haben das Archipel dereinst geschaffen. Überall auf den Inseln finden sich die Spuren des Vulkanismus. Unter der Erde gibt es fast dreihundert Höhlen vulkanischen Ursprungs, in Form von Grotten, «Algares» und Spalten. Über der Erde finden sich Kraterkessel, Kraterseen, Fumarolenfelder und Thermalquellen. Und im Meer gibt es Geothermalquellen.
Ein Beitrag von Joao de Espinosa |
Seit dem März 2013 gehören die Azoren zum "Europäischen und Globalen Netzwerk der Geoparks" unter der Schirmherrschaft der UNESCO. Der Azoren-Geopark ist dabei einzigartig auf der Welt, da er über 120 Geo-Fundstellen verfügt, die sich über die neun Inseln und das sie umgebende Meeresgebiet verteilen. Wer also auf den Azoren Vulkane sucht, ist hier genau richtig.
Vulkane zu besuchen ist für die ganze Familie etwas Besonderes. Man kann den Tag mit einem Besuch auf einem Aussichtspunkt beginnen und die von der Natur geschaffene außergewöhnliche Vulkanlandschaft der Azoren bewundern. Danach kann man in die unterirdischen Tiefen einer der verschiedenen Vulkanhöhlen hinabsteigen. Wieder an der Oberfläche angekommen, kann man bei einem Spaziergang die umgebende Landschaft geniessen. An heissen Tagen hat man die Möglichkeit ein erfrischendes Bad in einem der Naturschwimmbecken aus Lavagestein zu nehmen. Die gemachten Erfahrungen in der Welt der Vulkane können bei einem Besuch im Museum oder Besucherzentrum abschließend noch vertieft werden. So ist für jeden etwas dabei und der Urlaub wird nicht nur erholsam und aufregend, sondern auch lehrreich.
Furnas - Das Tal der heißen Quellen
Im Vale das Furnas auf der Azoren-Insel Sao Miguel lässt sich der Vulkanismus spektakulär erleben. Es gibt dort insgesamt 23 warme bis heiße Mineralquellen, davon auch einige Geysire, mit bis zu 98 Grad Wassertemperatur. Zum Glück sind nicht alle Quellen so heiß, so dass man in einigen von ihnen auch baden kann. Eines der schönsten Thermalbäder ist das Poca da Donna Beija. Dieses wurde Entlang des Flusses Ribeira dos Lameiros in den die Quelle Poca da Donna Beija sich ergiesst, wunderschön in die Landschaft integriert. Es wurde dort eine Badelandschaft mit zahlreichen heißen Becken angelegt. Das Bad darin soll aufgrund des hohen Eisengehaltes des Wassers gegen Allergien, Akne, Parasiten-Befall und Anämie helfen. Die Vulkanaktivitäten im Furnas-Tal zeigen sich aber auch in den sog. Caldeiras - dampfenden Stellen kochenden Wassers. In diesen wird auch das Nationalgericht der Azoren zubereitet - Cozido das Furnas. Dieser Eintopf aus Gemüse und variierenden Fleischsorten wird in den Töpfen mit Seilen vorsichtig in ausgegrabene Erdlöcher hinuntergelassen, die dann mit Holzplatten verschlossen und auf denen einen Erdhaufen angehäuft wird. Dort wird der Eintopf dann bis zu sieben Stunden garen gelassen, um sicher zu stellen, dass sich der mineralisch würzige Geschmack, des vulkanisch aktiven Gesteins, auf das Cozido überträgt. Aber keine Angst, Sie müssen nicht sieben Stunden neben einem Erdhaufen auf Ihr Essen warten. In zahlreichen Restaurants der Insel wird das berühmteste Gericht der Azoren ebenfalls angeboten.
In Furnas befindet sich auch der berühmte Terra-Nostra-Park. Er gilt als einer der schönsten Parkanlagen der Welt. Neben unzähligen botanischen Attraktionen ist das Wasserbecken mit seinem braunen, eisenhaltigen Wasser die Hauptsehenswürdigkeit des Parks. Ein Bad in dem 38 Grad Celsius warmen Thermalwasser ist die reinste Erholung. Ganz besonders nach einer Azoren Vulkan Wanderung.
Die Vulkanhöhlen der Azoren
Vulkane haben nicht nur die Azoren erschaffen, sondern auch eine ganze Reihe von Orten gebildet, die heute zu den Sehenswürdigkeiten einer jeden Reise auf die Atlantik-Inseln gehören. So haben Vulkane auf den Azoren zahlreiche Höhlen entstehen lassen, die man heute besichtigen kann. Zu den spektakulärsten Vulkanhöhlen auf den Azoren gehört die Gruta das Torres auf Pico. Diese Höhle wurde erst 1990 entdeckt. Mit einer Länge von über fünf Kilometern ist sie nicht nur die längste Vulkanhöhle auf den Azoren, sondern auch eine der längsten Vulkanhöhlen der Welt. Besucher können ausgestattet mit Helmen und Grubenlampe und unter der Leitung eines Guides einen Teil der naturbelassenen Höhle besichtigen und sich im Besucherinformationszentrum über die vulkanische Entstehungsgeschichte der Azoren und der Gruta das Torres schlau machen.
Auch auf der Azoren-Insel Graciosa gibt es eine spektakuläre Lavahöhle zu sehen; die Furna do Enxofre. Diese befindet sich im Vulkankessel Caldeira da Graciosa, dessen Krater einen Durchmesser zwischen 800 und 1600 Metern hat und 270 Meter tief ist. Die Lavahöhle selber ist dann bis zu 194 Metern breit, 172 Meter lang und bis zu 50 Meter hoch. Während die ersten Besucher der Höhle sich noch auf abenteuerliche Art und Weise in die Höhle abseilen mussten, haben es heutige Höhleninteressierte leichter: Sie können einfach die 180 Stufen des eigens errichteten Treppenturms benutzen. Und unten in der Höhle erwartet die Besucher dann das nächste Highlight; einen 15 Meter tiefen Vulkansee.
Die Insel der Fajas
Die Azoren-Insel Sao Jorge ist bekannt für ihre Fajas. Diese kleinen Landzungen am Fuße der Steilküste sind entweder durch Lavaflüsse oder durch Felsrutsche entstanden. Fajas gibt es in vielen Regionen der Welt, aber nirgendwo gibt es so viele Fajas auf einem so kleinen Gebiet wie auf Sao Jorge, was ihr den Beinamen Insel der Fajas eingebracht hat. Insgesamt gibt es auf Sao Jorge mehr als 40 dieser vulkanisch entstandenen Landzungen. Wegen der günstigen klimatischen Bedingungen und der fruchtbaren Böden haben die ersten Siedler diese abgelegenen und schwer zugänglichen Küstenebenen landwirtschaftlich genutzt. Die ertragreichen Böden der Fajas machen den Anbau von Yamswurzeln, Mais, aber auch Kaffee, Wein und sogar tropischen Früchten möglich. Ihre spezielle Lage schützt sie vor starken Winden. Diese wehen oft nur auf den Höhen der Insel. Doch das Leben auf den Fajas war sehr beschwerlich und so verließen die meisten Bewohner mit der Zeit die Ebenen. Nur noch einige wenige sind zumindest in Teilen des Jahres bewohnt. Auch die Fajas auf Sao Jorge gehören zu den vulkanisch geschaffenen Sehenswürdigkeiten der Vulkaninseln der Azoren.
Spektakuläre Meeresschwimmbecken
Die Azoren sind keine klassische Strandurlaubsdestination, die mit kilometerlangen Sandstränden lockt. Die Atlantikinseln punkten eher mit ihrer aufregenden Natur, den gastfreundlichen Menschen, mit faszinierenden kulturellen Sehenswürdigkeiten, mit ihre bodenständigen Küche und vielem mehr. Und doch kann man auch auf den Azoren baden. Goldgelbe Sandstrände gibt es zwar nur auf Santa Maria, aber als Archipel, der von Vulkanen geboren wurde, gibt es auf allen Inseln dunkle Lavasandstrände. Und es gibt Meeresschwimmbecken: Diese sind natürlich entstandene vom Meer abgetrennte Becken, die aber von Meerwasser erreicht werden. Meist sind diese durch erkaltete Lava entstanden, die ins Meer gelaufen ist. Inzwischen wurden an zahlreichen dieser Meeresbecken auch Liegeflächen geschaffen, teilweise gibt es auch eine Badeinfrastruktur mit Umkleidekabinen, Kiosken und Bademeistern. Solche Stellen sind ideal um mit Kindern baden zu gehen, denn diese sind von den Strömungen und Wellengängen des Atlantiks geschützt und bieten daher ein sicheres Badevergnügen. Manche der Meeresschwimmbecken bieten aber noch mehr "vulkanische Extras": So etwa das Naturschwimmbecken Ponta da Ferraria ganz im Osten Sao Miguels, denn dort mündet eine heiße Quelle in das Becken, so dass man dort bei angenehmen 25 bis 30 Grad Wassertemperatur im Meer baden kann.
Aber das spektakuläres Meeresschwimmbecken gibt es sicherlich auf der kleinen Insel Ilheu de Vila Franca do Campo, etwa 500 Meter vor Sao Miguel. Die Insel besteht nur aus einem einzigen Vulkanschlot, der an einer Stelle zum Meer durchgebrochen ist und dadurch ein vom Vulkan geformten Meeresschwimmbecken bietet. Da die Öffnung zum Meer in Richtung der Küste Sao Miguels liegt, ist das Naturbecken vor den Kräften des Ozeans geschützt und man kann ganz sicher inmitten eines Vulkanschlots baden. So sind Vulkane auf den Azoren für vieles nützlich.